Mein erstes Amtsjahr als Präsidentin des Aargauer Kuratoriums war ein intensives und aussergewöhnliches Jahr. Nur wenige Wochen nach meinem Antritt wurde die Welt von der Covid-19-Pandemie überrollt. Ihre Auswirkungen begleiteten unsere Arbeit das ganze Jahr über und beschäftigen uns auch im Jahr 2021 weiter.
Die Folgen für die Kulturbranche sind trotz schneller finanzieller Unterstützung durch Bund und Kanton einschneidend. Es trifft freischaffende Künstlerinnen und Künstler ebenso wie Institutionen und Zulieferer. Während die Abteilung Kultur für die direkten Hilfsmassnahmen zuständig ist, ist es die Aufgabe des Kuratoriums, die Kontinuität der Kulturförderung aufrecht zu erhalten und – so weit wie möglich – Sicherheit zu geben. Diesbezüglich standen wir in regem Austausch mit dem neu gewählten Leiter der Abteilung Kultur, Georg Matter, und den verschiedenen Kulturverbänden. Im Herbst fand ein Workshop zum Thema «Covid und Kultur» mit Beteiligung der Kantonsärztin Yvonne Hummel statt, an dem sich die Abteilung Kultur, das Kuratorium und die einzelnen kulturellen Sparten sich über die dringenden Handlungsfelder austauschten.
Die Kulturbranche hat unter diesen schwierigen Umständen gezeigt, dass sie auf diese reagieren wollte und auch konnte, sie hat einmal mehr Flexibilität und Kreativität bewiesen. Wie in vielen anderen Bereichen gab es auch in der Kultur einen digitalen Entwicklungsschub, Neues und Überraschendes ist entstanden: Wir besuchen digital Museen oder sind fasziniert von der Technik, mit der wir unterschiedlichste Produktionen zu Hause erleben. Aber natürlich sehnen wir uns alle, sowohl Kunstschaffende als auch Kunstliebhaberinnen und Kunstliebhaber, nach der Bühne, den Emotionen, dem gemeinsamen Erleben von Kultur, dem Applaus, dem Lachen und dem direkten Austausch mit anderen Menschen.
Neben diesem Engagement und der Beharrlichkeit der Kulturakteure gab es noch weitere erfreuliche Ereignisse in meinem ersten Amtsjahr. Im Herbst 2020 hat der Grosse Rat einer Erhöhung des Kuratoriumskredits von 200’000 Franken zugestimmt. Es ist die erste Budgeterhöhung seit 2010. Im Jahr 2021 stehen dem Kuratorium somit 6,4 Millionen für die Kulturförderung zur Verfügung. Ein schönes Zeichen für die Kultur und die Vielfalt, gerade auch in diesem schwierigen Jahr.
Zudem konnte das Plenum im letzten Jahr wieder vervollständigt werden. Mit Béatrice Goetz, der neuen Fachbereichsleiterin Theater & Tanz, und Marc Unternährer, Kurator in den Fachbereichen Jazz & Rock/Pop und Klassik, wurden zwei ausgewiesene Fachpersonen ins Aargauer Kuratorium gewählt. Wir freuen uns auf die beiden neuen, kompetenten Stimmen und die Zusammenarbeit. Verabschieden müssen wir uns von Hercli Bundi, der das Kuratorium nach drei Jahren verlässt. Wir danken ihm für seine fachkundige und differenzierte Leitung des Fachbereichs Film und seine wertvolle und umsichtige Mitarbeit im Fachbereich Bildende Kunst & Performance und im Plenum.
Auch die Geschäftsstelle ist mit dem neuen Geschäftsführer Michael Achermann seit August 2020 wieder komplett. Das engagierte Team hatte die über längere Zeit bestehende Vakanz mit Mehrleistungen kompensiert. Dafür möchte ich mich bei Hannes Gut, der die Interimsleitung innehatte, und allen Mitarbeiterinnen herzlich bedanken.
Ein Hauptziel für mein erstes Amtsjahr war eine Bestandsaufnahme der internen Strukturen und Abläufe des Aargauer Kuratoriums. Die ehrenamtlich tätigen Kuratorinnen und Kuratoren leisten ein grosses Arbeitspensum. Mit der Analyse der Situation, der Prüfung einer zeitgemässen Entschädigung eines solchen Amtes und der Optimierung der Prozesse sollen die Kuratorinnen und Kuratoren bestmöglich in ihrer Arbeit unterstützt werden. Es war mir ein Anliegen, diesen Prozess trotz der Pandemie in Gang zu setzen. Das ist uns als Plenum glücklicherweise gelungen.
Trotz schönen Ereignissen und Erfolgen bleiben die Covid-19-Krise und deren Auswirkungen das dominierende Thema des vergangenen Jahres. Die Müdigkeit wird deutlich spürbar und die Vorfreude auf Normalität ist gross, auch wenn es bis dahin noch Geduld und Ausharren braucht. Doch wird die Normalität die gleiche sein wie früher? Neben der Bewältigung der Pandemie stehen weitere, grosse Fragen im Raum, vor denen wir die Augen nicht verschliessen können: Mobilität, Wachstum, Wohlstand oder auch Klimaerwärmung. Sie zwingen uns, das gesellschaftliche Zusammenleben neu zu denken und anzupassen. Gerade hier liegt das Potenzial der Kunst, weil sie dank Fantasie, Kreativität und Mut neue Werte und Gesellschaftsformen entwickelt und erprobt. Wir brauchen also Kultur dringender denn je. Daniela Berger, Präsidentin des Aargauer Kuratoriums